Zu wenig Lehramtsstudenten
Verliert das Lehramtsstudium für berufsbildende Schulen an Attraktivität?
Im Bereich des Lehramts für den Sekundarbereich II (berufliche Fächer) bzw. für berufsbildende Schulen kann der Einstellungsbedarf bis 2020 bundesweit nur zu etwa 79 % gedeckt werden,
so eine Prognoserechnung der KMK aus dem Jahr 2011. Demnach würden jährlich bundesweit ca. 700 Lehrkräfte an den Schulen fehlen. Anhand der vorliegenden Daten ist im zurückliegenden Wintersemester ein Rückgang in den Studierendenzahlen zu verzeichnen.
Wie auch in den letzten Jahren stellt die Fachrichtung Wirtschaft und Verwaltung den Hauptteil sowohl der Studienanfänger als auch der insgesamt Studierenden, was unter anderem in der hohen Zahl an Studienstandorten, die diese Fachrichtung anbieten, begründet ist. Trotzdem sind in diesem Bereich die Zahlen am stärksten rückläufig, während sie in den personenorientierten Fachrichtungen nur leicht sanken und in den gegenstandsorientierten Fachrichtungen sogar etwas stiegen.
Laut der oben erwähnten Prognoserechnung der KMK bis 2020 werden die fächerspezifischen Bedarfe für die Lehrämter des Sekundarbereichs II (berufliche Fächer) bzw. für die berufsbildenden Schulen bundesweit hoch eingeschätzt. Dabei wird ein besonders hoher Bedarf in den beruflichen Fachrichtungen Metall-, Elektro- und Fahrzeugtechnik sowie auch für allgemeinbildende Fächer wie Fremdsprachen und Mathematik prognostiziert.
Die umfassende Reform der Lehrerbildung in den einzelnen Bundesländern hat die einzelnen Systeme nicht wirklich vergleichbarer gemacht. Die landesrechtlichen Regelungen der Lehrerausbildung weisen starke Unterschiede in den einzelnen Studiengangkonzeptionen auf. Selbst die Anerkennung der verschiedenen Bachelorabschlüsse bei Studienortwechsel kann aufgrund unterschiedlicher Gewichtung von Studieninhalten und uneinheitlicher Bezeichnung beruflicher Fachrichtungen der einzelnen Standorte mit großen Schwierigkeiten verbunden sein.
Die Orientierung und Entscheidung zum Lehramtsstudium muss also für potenzielle Studieninteressenten einfacher gestaltet werden, damit Auflagen, Standortunterschiede und unklare Regelungen nicht von der Aufnahme eines Lehramtsstudiums abschrecken. Um hier zu unterstützen, hat der Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen (BLBS) in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen (VLW) an der Einrichtung einer interaktiven Übersicht über wichtige relevante Fragen im Zusammenhang mit der Lehrerbildung mitgewirkt http://www.dbb.de/teaserdetail/artikel/dbb-wegweiser-fuer-angehende-lehrkraefte.html
von Andreas Seidel, Wibke Böttcher, Silke Tettenborn
Der ausführliche Bericht ist in der Zeitschrift „Die Berufsbildende Schule“ (BbSch) 64 (2012) 7/8, S. 217ff veröffentlicht.